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Heute hole ich mal etwas länger aus, eigentlich wollte ich „nur“ meine letzten Fotos veröffentlichen.
Manchmal stehe ich früh auf um etwas für meinen Körper zu tun, heute war so ein Tag. Wie ich nach getaner „Arbeit“ noch gemütlich am Radlfahren war um etwas runter zu kommen, sah ich mal wieder auf die großen Bildschirme im Fitnesscenter. Dort erblickte ich ein Fotoshooting, ein Pärchen im knappen Outfit posierten für die Fotografin. Diese machte viele Fotos und sah sich dank digitaler Technik diese natürlich sofort auf der Kamera an. Die Models warteten einstweilen, Assistenten liefen aufgeregt herum. Es wurde diskutiert, ein wenig an der Pose geändert und dann ging das Spiel wieder von vorne los. Ich kenne das natürlich auch von früheren Shootings. Da ich jetzt schon eine Zeit lang wieder vermehrt analog fotografiere, habe ich mir dabei folgendes gedacht:
Wie würde der Fotograf arbeiten wenn er pro Pose maximal zwei Fotos machen darf und diese aber nicht sofort sieht (Analog)
Wahrscheinlich müsste man sich viel mehr konzentrieren und mehr vorbereiten. Die Idee schon fertig im Kopf haben und trotzdem Kompromisse eingehen. Die Models/Kunden müssten mit Sicherheit auch geduldiger sein.
Aber warum um Gottes Willen sollen wir so etwas machen? Das ist doch ein Rückschritt, man verliert so viel Zeit (Die sich heute „eh“ nur mehr sehr wenig Menschen nehmen)
Und dann noch Analog, dann muss man ja das Negativ (Nach dem Entwickeln) wieder extra einscannen um es im Photoshop bearbeiten zu können.
Die Kunden warten länger auf die Fotos und auch im Studio (oder auch draußen) müssen sie geduldiger sein, da der Fotograf zuerst alles einrichten muss.
Meine Gedanken dazu:
In der Zeit in der wir leben, wird alles Zeitoptimiert. Angeblich geht alles schneller und einfacher. Wenn das wirklich so ist, warum haben (oder nehmen uns) wir dann keine Zeit mehr? Warum sind viele Menschen so gestresst? Wenn wirklich alles einfacher und zeitoptimiert ablaufen würde, dann hätten wir doch auch mehr Zeit! Wenn man sich wieder Zeit nimmt um ein Foto zu machen (oder machen zu lassen), wird dieser Moment wieder zu einer schönen Erinnerung, zu einem richtig schönen Ereignis, an das man sich gerne erinnert.
Als Fotograf, kann man sogar Zeit sparen, man muss nicht hunderte Fotos durchsehen und entschieden welche man nimmt oder auch nicht. Man bringt (oder schickt) die Fotos ins Labor und holt sie wieder. Fertig!
Viele Portraits wurden so perfektioniert (entfremdet), dass ich vor solchen Gesichtern Angst hätte, würden sie mir auf der Straße entgegen kommen. So viel perfekte helle makellose Haut, große leuchtente Augen und überschlanke Körper erinnern mich manchmal an außerirdische Geschöpfe.
Ich kenne eine Geschichte wo die Mutter ihre Tochter nicht erkannt hat, als sie das Foto (Die Grafik) in einer Zeitung gesehen hat.
Natürlich stehen auch bei analogen Fotos genügend Mittel zu Verfügung um sie zu verbessern. Mein Labor macht das noch direkt am Foto mit einem Pinsel (Wenn wirklich notwendig). Kaum vorzustellen, aber immer noch möglich.
Deshalb will ich jetzt gerne eine neue Fotoherausforderung über Facebook starten. Und zwar fordere ich Fotografen auf Fotos zu veröffentlichen, die direkt aus der Kamera kommen.
Kein „Postprocessing“, keine Farbkorrektor, keine schwarz weiß Konvertierung, einfach direkter Export vom raw oder ein Scan vom Film. Ich würde mich auch freuen, wenn Ihr ganz kurz darauf eingeht, wie das Foto entstanden ist.
Hier gleich mein erstes Foto:
Franz Joseph Machatschek, ein wundervoller Mensch, der das Schreiben und Singen in seiner Liederatur vereint. Zu finden unter http://www.dermachatschek.at/ (Vorsicht Suchtgefahr)
Das Foto ist am Naschmarkt mit der Hilfe von zwei guten Freunden (Danke an Dani und Fritz), einer Linhof Technika Großformatkamera und viel Zeit (bei kalten Temperaturen) entstanden. Es gab auch einige interessante Reaktionen
(mehr hier vom Making of : https://blog.markus-hofstaetter.at/2014/11/large-format-photography-and-street-portraits/ vorerst nur in Englisch)
Titel: Der Machatschek, wird er gleich lachen oder wird er grantig…ma was hoit anfoch ned.
Be sure to also visit my project page: http://www.street-portraits.eu/
English version:
Today I gonna reach back, actually I “just” wanted to release my latest photos
Sometimes I get up early to do some workout, today was a day like that. After I finished everything, I found myself on an ergometer to cool down, watching the big screens in the gym. There I saw a photos shooting with a couple in a sexy outfit. They were posing for the photographer, she shot a lot of pictures and reviewed them on the digital camera. In between the models were waiting and the assistant were running around. After a while they started a discussion, they moved the models a bit and started from the beginning. I know that from earlier shootings I did, but because I’m using film now for a while again, I got some thoughts in my mind:
How would a photographer work if he only got two shots per pose, shooting on film without being able to review the photo?
Probably you have to be much more concentrated and the preparation would be done also more carefully. You got the idea in your head and would still accept a compromise. The models/customer also must be much more patient.
So why in hell you wanna do something like that? Doing a step backwards, you gotta loose time (Time nobody want to take today) and then there is the analog thing, you have to develop the film and scan it to be able to retouch it in Photoshop. Customers have to be more patient waiting for the photo and also in the studio, because of the photographer setting up the shot.
Here are my thoughts:
Today everything is optimized to save time, everything is easier and faster (allegedly). If life is really like that, why nobody has time (or takes time)? Why are lots of people in continuous stress? If it would be really like that, we all would have more time.
If you start to take time again for taking photos (or be taken of), you will realize, that this moment turns into a beautiful memory and an event you gonna remember.
As being a photographer, you will save time, because there is no sorting of more than hundreds of photos, you don’t have to choose which one you gonna delete and which not. You just bring (send) the film to the lab and pick it up again.
I’ve seen lots of portraits being perfected (alienated), I would be scared from faces like that if I meet them on my way home. Lots of perfect, bright flawless skin, huge glowing eyes and super skinny body reminds me sometimes on aliens. I can tell you a story about a mother who did not recognize the picture (graphic) of her daughter in the newspaper because of that.
Of course there are enough tools to modify an analog photograph too. My lab uses a real brush for example sometimes if it is really necessary. Most people cannot imagine to do so, but its possible.
Because of that I want to start a new Facebookchallenge. I will invite other photographers to post photos without post processing (Even no color temperature correction or black and white conversion, just a export from the raw file). I would be also happy if you write a short story how the photo was done.
I directly start here with my first one:
Franz Joseph Machatschek, a beautiful person who brings writing and singing together in his „Liederatur“ (singing literature – singrature), Find more here: http://www.dermachatschek.at/ (caution, its addicting)
The photograph was done at the Naschmarkt in Vienna with the help of two good friends (Thanks to Dani and Fritz), a Linhof Technka large format camera and lots of time (in cold weather). We got also some interesting reactions (read more about it in our making of: https://blog.markus-hofstaetter.at/2014/11/large-format-photography-and-street-portraits/ )
Title: Der Machatschek, wird er gleich lachen oder wird er grantig…ma was hoit anfoch ned.
Be sure to also visit my project page: http://www.street-portraits.eu/